Wenn man mit dem Auto nach München reist bekommt man den Eindruck, als ob „Im-Stau-stehen“ demnächst olympische Sportart wird. So fleißig wird allenthalben auf der Strecke dafür trainiert.
Kein Wunder also, wenn nach extralanger Stau-Übungszeit ein Hotel am Ende der A8 verlockender klingt als die Übernachtungssuche in der Innenstadt. Wenn die Autobahn sich kurz hinter einem Kreisverkehr in eine „normale Straße“ verwandelt, trägt diese zwar den Namen „Verdi“, was leider keine positiven Effekte auf die Soundkulisse hat. Der Wirt des kostengünstigen Hotels auf dieser Straße gleicht es mit einem Zimmer nach „hintenraus“ aus.
Neben dem Preis hat das Hotel einen weiteren charmanten Vorteil: In direkter Nachbarschaft ist das Hofbräu Obermenzing, wo es nach dem harten Stautraining auch zu später Stunde noch ein isotonisches Gerstengetränk gibt. Sich angesichts der Straße über Lärm in diesem kleinen Biergarten zu beschweren wäre dämlich. Also sich lieber über den schnellen und freundlichen – sowie das kalte Bier – Service freuen.
München kurz vor dem Oktoberfest ist immer in besonderer Stimmung. Alle halten – fast wie bei einem Sprung in kaltes Wasser – scheinbar ein wenig den Atem an, in der Gewissheit auf etwas was kommt. Und um sich darauf einzustimmen, werden schonmal diverse Dinge adjustiert. Gibt es am ersten Tag noch das Sommerbier, kommt gleich am nächsten das Oktoberfestbier. Aber nicht still und heimlich. Immerhin 50 Liter Freibier „tut man aus“ im Hofbräu Obermenzing. Lebkuchenherz für die Dame des Herzens gibt es noch dazu. Kein schlimmer Start in den Nachmittag. Auch wenn man, wie im „großen Bruder“ am Platzl, auf die betrunkenen Touristen aus aller Welt „verzichten“ muss.
Aber das Hofbräu ist nicht das einzige kleine Highlight so weit von Stachus und Innenstadt. München hat dankbarerweise mehr als einen Biergarten der den Besuch lohnt. Und nicht nur weit entfernt vom Chinesischen Turm- sondern auch viel schöner – liegt an der Von-Kahr-Straße und direkt an der Würm der Biergarten Insel Mühle. Ein großes kaltes Augustiner am Flüsschen dient der schnellen Entspannung. Die Tische stehen recht nah, so dass man schnell ins Gespräch kommt. Oder aber beim Gespräch anderer die eigene Entspannung erhöht. Unter vielen Bäumen macht die Sonne durch die Blätter des Spätsommers das dazu passende Licht. Trotz Selbstbedienung heißt es am Eingang, dass man keine Speisen mitbringen soll. Offensichtlicherweise stört das, angesichts der vielen karierten Tischdecken und kleinen/großen Plastikdosen auf den Holztischen.
Auf dem Weg zurück in die Verdistr kommt man an der Dorfstr vorbei. Ein schneller Schlenker lohnt sich, um „Zum Alten Wirt Obermenzing“ den Biergarten zu testen. In kleinem Teil überdacht, mit einigen Bäumen eher für den Abend. Auch wenn viele Tische frei sind und man nicht ganz so dicht sitz, kann man auch hier an einem Fußballabend trefflich über Bayern oder 60er reden. Wobei es sich lohnt, erst die „Gesinnung“ des Gegenübers zu kennen. J Auch die SZ hat sich über den Biergarten geäußert: http://www.sueddeutsche.de/muenchen/zum-alten-wirt-von-obermenzing-da-feit-si-nix-1.594059 Der Service nett und auch mit Humor. Das weiß man als Rheinländer ja stets zu schätzen.
An manchen Namen (wie meinem Nachnamen) hat es einfach keinen Mangel. So eben auch an alten Wirten… Der Besuch beim (empfohlenen) Alter Wirt Moosach an der Dachauer Straße war keine ganz so angenehme Überraschung wie beim Namensvetter. Die Straße auch reichlich belebt und der Service nicht besonders. Immerhin unterteilt in einen „bedienten“ und einen „unbedienten“ Teil mit Selfservice. Angesichts der „Bedienungsgeschwindigkeit“ fragten wir uns mehrfach, ob wir im falschen Teil saßen.
Lieber schnell also zurück in ein mittlerweile „heimisches Revier“ an die Pippinger Straße, wo uns der „Weichandhof“ aufgefallen war. Wie die Insel Mühle auch ein Hotel, aber vom Auftritt her deutlich edler. Im Innenhof mit altem Pflaster waren die Gäste (und auch die Bedienungen) dann deutlich besser gekleidet als in allen bisherigen Biergärten. Aber die Preise nicht wirklich höher. Angesichts der vielen kleinen Lampen entwickelt dieser Innenhof sicher erst bei Dunkelheit seinen wahren Charme. Darauf wollten – und konnten – wir aber nicht warten. Dafür war es dann eine Spur zu schick und wir nicht in Stimmung.
Ein letzter Gang über die Verdistr, auf der es neben einigen Supermärkten auch die „Metzgerei Raab“ gibt. DIE hatte ich jetzt in Köln verortet. Aber hart am Rande von München war ich in diesen Tagen ja nun mehr als einmal überrascht worden.